Bilderbuch-Illustrationen entspringen der kreativen Fantasie. Aber nicht nur. Für »Die Haltestelle der Madame Vromant« haben Arabell und ich viel Wert auf Authentizität gelegt. Schließlich sollen sich die Leser*innen gleich nach Frankreich versetzt fühlen.
Unterwegs im Auftrag der Illustratorin
»Die Haltestelle der Madame Vromant« erzählt eine Geschichte nach einer wahren Begebenheit. Deswegen war es mir wichtig, den Originalschauplatz zu besuchen. Einen Tag lang habe ich mir in Dieppe Zeit genommen, um das Flair der Stadt für die Illustrationen einzufangen.
Arabells Auftrag an mich war eindeutig: ALLES fotografieren! Nicht nur die echte Haltestelle »Jeannine Vromant«, sondern Fassaden, Straßenschilder, Sehenswürdigkeiten, Menschen, Geschäfte und kleine Szenen, die mir ins Auge springen würden, so wie z.B. die Möwe auf dem Autodach.
Die Flut an Fotos hat Arabell anschließend genutzt, um die Atmosphäre des Bilderbuches zu kreieren und authentische Details in ihre Illustrationen einzufügen: die Farbe der Busse, die Schnörkel der schmiedeeisernen Gitter, die Auslage in der Bäckerei …
Im Video könnt ihr Beispiele sehen, wie aus Fotos Bilder wurden.
Nebenwirkung bei Arabell: Die Fotos haben sofort ihre Reiselust geweckt und sie will nun unbedingt selbst in die Normandie.
Nebenwirkung bei mir: Ich hätte am liebsten das Buch zehn Seiten länger gemacht, damit noch mehr von Dieppe zu sehen ist.
Und noch eine versteckte Hommage
Nicht ganz offensichtlich im Buch ist ein weiteres Detail, das mir sehr am Herzen lag: eine kanadische Flagge auf dem Kapuzenpulli eines Mädchen.
Wer durch Dieppe schlendert, dem wird oft die kanadische Flagge begegnen, in Blumenrabatten und an zahlreichen Denkmälern. Sie erinnern an die Operation Jubilee, einen Landungsversuch der Alliierten 1942, an dem vor allem kanadische Truppen beteiligt waren. Die Operation wurde wegen extrem hoher Verluste vorzeitig abgebrochen. Dennoch wäre ohne sie eine erfolgreiche Landung der Alliierten 1944 nicht möglich gewesen.
Mir war es wichtig der Geschichte Rechnung zu tragen – nicht für meine kleinen Leser*innen, sondern für die Menschen in Dieppe.
