Neulich, samstagsvormittags, klingelte es – ein älterer Herr strahlte mich an mit meinem Bilderbuch in der Hand. Eben in der Stadtteil-Buchhandlung gekauft. Ob ich wohl es wohl für den Enkel signieren könne, vielleicht sogar mit kleiner Widmung? Klar! Da strahlt auch die Autorin.
Doch dann, oh weh, der Moment, vor dem ich mich fürchte: Ich soll in ein nagelneues Buch hineinschreiben! Ich bringe es jedes Mal kaum über mich. Ich meine: Ich soll in ein BUCH schreiben! Eines, das noch keinen Knick hat. Das noch ungelesen fest und ein wenig steif ist! Auf eine strahlend weiße Seite Vorsatzpapier!
Doch nicht nur die blütenweiße Jungfräulichkeit der Buchseiten macht mich beklommen. Man will ja auch was Nettes schreiben. Nicht nur den Namen des Kindes. Das Hirn ist plötzlich genauso blank wie die Buchseite. Also doch nur: Viel Freude beim Lesen … oder so ähnlich.
Vielleicht fiele es mir leichter, wenn ich eine kalligraphisch schöne Schrift hätte? Aber meine Handschrift ist keine Zierde. Leserlich zwar, aber nicht harmonisch weich.
Herrje, wenn man nur öfter mit der Hand schreiben würde!
Vielleicht sollte ich mir ein paar Sätze zurechtlegen – unverhofft kommt oft – und es klingelt mal wieder?
Der Herr aus der Nachbarschaft wartet geduldig.
Kaum habe ich ihm das Buch überreicht, packt mich die nächste Qual. Oh Gott, hab’ ich alles richtig geschrieben? Ich meine, ich schreibe manchmal nicht mal meinen Nachnamen richtig, „u“ und „w“ verschwimmen zu einem Auf und Ab und ich verliere den Überblick über die Bögchen. Eines zu viel, eines zu wenig? Wer weiß das schon, wenn er auf Treppenstufen hockend ein Buch signiert?
Immerhin hatte das Kind einen einfachen Namen, 3 Buchstaben, die werden wohl richtig sein, aber der Satz danach? Ich tendiere dazu, Denkpausen mit Kommas zu füllen, die dann völlig fehl am Platz einen Hauptsatz zerteilen, am Computer sind sie schnell gelöscht, aber hier … ich hätte die Widmung noch einmal Korrektur lesen sollen.
Der Herr versabschiedet sich am Gartentor, nichts ahnend, dass er mich sehr glücklich gemacht hat und dennoch grübelnd zurücklässt, ob ich ihm gerade sein neues Buch ruiniert habe.
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* Molly, Trappel und das Knack
* Für Kinder ab 4 Jahren
* Illustration: Arabell Watzlawik
* ISBN: 978-3-98595-106-2
* 32 Seiten
* klimaneutral und auf Recyclingpapier gedruckt
* Hardcover mit Fadenheftung
* 2022
* 15,90 EUR
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Hach, liebe Jonna, ich leide mit dir!!
Das hast du so schön geschrieben und ich habe mich in jedem Wort wiederentdeckt – nur, dass mir der ältere Herr an der Haustüre ein paar Tage Zeit gab um mich zu sammeln, tausend Stifte auszuprobieren, fünf mal nachzufragen wie die Namen der Kinder nun geschrieben werden und ich am Ende trotzdem das gleiche Gefühl hatte wie du: Hoffentlich denkt er nicht, ich habe ihm das nagelneue Buch ruiniert!
Die Nachbarin von Gegenüber will mir demnächst auch zwei Bücher zum Signieren bringen – ich fange besser schon mal an zu üben… 😉
Köstlich! Schön, dass ich nicht allein bin. 🙂