Morgen beginnt die Bewerbungsfrist für den Selfpublishing-Buchpreis 2023. Und ich werde dabei sein – als Jury-Mitglied. Aber kann ich das?
Jury-Mitglied – kann ich das?
Als ich gefragt wurde, ob ich Mitglied der Jury für den Selfpublishing-Buchpreis 2023 sein wolle, habe ich im ersten Moment gedacht: „Au ja!“ Und dann in der nächsten Sekunde: „Au weia!“ Trau ich mir das zu?
Ich betrachte mich ja immer noch am Anfang meiner Laufbahn als Kinderbuchautorin. Kann ich da guten Gewissens die Werke anderer beurteilen?
Und auch wenn man mir das beim Selfpublisher-Verband offenbar durchaus zutraut (sonst wäre ich wohl nicht gefragt worden), denkt vielleicht unter den Teilnehmenden jemand:
„Was qualifiziert sie denn außer ihr Vorjahresgewinn?“
Bevor ich also begeistert zugesagt habe, musste ich mir diese Frage erst selbst beantworten. Und wie so oft im Leben merkt man beim zweiten Hinschauen: Ja, es gibt gute Gründe, sich etwas zuzutrauen.
Ich habe viel gelernt
Ich habe viel gelernt in den letzten zwei Jahren über das Kinderbuchschreiben und den Kinderbuchmarkt – als Mitglied der Kinderbuchmanufaktur, durch Seminare und natürlich durch die Veröffentlichung meiner Bücher.
Und: ich war auch vorher kein unbeschriebenes Blatt.
Ich bringe viel Texterfahrung mit
Ich habe Publizistik studiert, wo das Schreiben und Redigieren von Texten zum Fach gehört, denn viele wollen anschließend als Journalist*innen arbeiten (was auch mein Plan war). Ich habe Bücher über Stil und Sprache verschlungen und mir in Praktika Zeilengeld ertippt.
Ich habe als Editorin gearbeitet, was nichts anderes ist, als eine unternehmensinterne Lektorin und Ghostwritern zu sein. Zielgruppen-Analyse war das A und O, denn es ging darum, mit Worten Verstand und Herzen zu erreichen: von Kunden, von Entscheidern in Unternehmen, von Mitarbeitern.
Ich habe als Bloggerin in den letzten 10 Jahren etliche Kinderbücher rezensiert und diese Rezensionen wurden von den Leser*innen gelobt als differenziert und hilfreich.
Und nicht zuletzt habe ich als vorlese-begeisterte Mama unendlich viele Kinderbücher vorgelesen – auf Deutsch und auf Englisch (während unserer Familienzeit in England und den USA) und das bis weit ins Teenager-Alter hinein. Ich kann also auf ein ansehnliches Repertoire zurückgreifen.
Zielgruppengerechte Sprache? Professionelle Buchgestaltung? Illustration? Ja, ich denke, ich kann mir zutrauen, die eingereichten Texte dahingehend zu beurteilen.
Und: Ich tue dies ja nicht allein.
Jury-Arbeit ist Team-Arbeit
In jeder Kategorie setzt sich die Jury aus fünf erfahrenen Buchmenschen zusammen, die zum Teil schon in den Vorjahren den Preis vergeben haben. Das ist für einen Neuling wie mich sehr beruhigend und ich freue mich auf den Austausch und die Perspektiven der anderen.
Jedes Jury-Mitglied bringt einen anderen Erfahrungsschwerpunkt mit und ganz besonders freue ich mich, dass in der Kategorie „Kinder- und Jugendbuch“ die Verlegerin und Schauspielerin Dayan Kodua für Vielfalt stehen wird.
Wir alle bekommen außerdem für unsere Jury-Arbeit Kriterien an die Hand, die eine objektive Beurteilung nach gleichen Maßstäben sicherstellen sollen.
Es muss also keiner fürchten, allein der persönlichen Meinung einer Vorjahresgewinnern ausgeliefert zu sein. 😉
Und wie sieht die Jury-Arbeit aus?
Wie im Vorjahr beginnt die eigentliche Jury-Arbeit erst im Herbst nach Bekanntgabe der Longlist.
Diese Longlist besteht aus je 10 Titeln pro Kategorie, die eine Vor-Jury ausgewählt hat. Mitglieder des VfLL (Verband freier Lektorinnen und Lektoren) und erfahrene Freiwillige des Selfpublisher-Verbands prüfen dabei, ob alle formalen Voraussetzungen (Impressum etc.) erfüllt sind. Danach folgt eine inhaltliche Prüfung anhand bestimmter Auswahlkriterien.
Erst dann kommt die eigentliche Jury ins Spiel. Ich muss also „nur“ die 10 Bücher der Longlist lesen. Diese 10 bewertet jedes Jury-Mitglied anschließend nach Kriterien wie Gestaltung, Sprache, Handlung, Aufbau und Thema. So küren wir eine Shortlist möglicher Gewinner, die aus je drei Titeln besteht. Daraus wird dann im letzten Schritt ein Werk in jeder Kategorie mit dem Jurypreis bedacht.
Ich bin sehr gespannt, diesen Prozess nun von der anderen Seite aus mitzuerleben. Dabei erinnere ich mich nur zu gut, wie nervenaufreibend die Vorauswahl für mich als Teilnehmerin war. Jetzt die Verantwortung für die Auswahl mitzutragen, wird in anderer Hinsicht anspruchsvoll.
Doch so wie ich mich letztes Jahr getraut habe, möchte ich auch in diesem Jahr die Herausforderung annehmen. Challenge accepted. 🙂